All die Vorbereitungen, die Vorfreude, die Erwartungen und dann – ist er vorbei, der Internationale Jugendtag 2019 (IJT). Damit die Erinnerung noch lange frisch bleibt, waren vier Kamerateams unterwegs und haben versucht, überall zu sein und das IJT-Gefühl festzuhalten.
Plötzlich steht Maxwell aus Sambia in den Redaktionsräumen der Halle 6. Es ist der Mittwoch vor dem Jugendtag. Die Autoren sitzen gerade zusammen und besprechen, was während des Jugendtags gedreht werden soll. Und die Kameraleute warten und wären am liebsten schon draußen bei der Arbeit. Hier zu sitzen, während draußen der Aufbau läuft, macht alle ganz kribbelig. Deshalb springen sie auch sofort auf, als sie Maxwell sehen, und halten drauf.
Drei Kameraobjektive richten sich erst auf ihn, dann auf die Speicherkarte, die er aus seiner Tasche zieht und Ingo reicht. Es ist Videomaterial von Jugendlichen aus Sambia, rund 7 500 Kilometer weit gereist. Ingo braucht die Bilder für die Blu-Ray, die es vom Jugendtag geben soll.
Ingo Fucking ist der Chef in den Räumen der Filmredaktion, auch wenn er sich nicht so gibt – fragt man ihn nach seinen wichtigsten Aufgaben, sagt er: „das Team bespaßen.“ Aber es ist dann doch mehr. Auf der Grundlage seines Konzepts soll der Film über den Jugendtag entstehen, und schon während des IJT liefert das Team Clips für den Social-Media-Auftritt. Außerdem produzieren eine Autorin und ein Cutter die Bilder des Tages, die vor den Veranstaltungen in der Arena auf den Großleinwänden laufen.
International ist alles
An Mittwoch, 29. Mai, treffen alle zusammen: 13 Medienschaffende (Kameraleute, Cutter, Reporter), später kommen noch zwölf Helfer dazu. Jetzt wird sich zeigen, ob funktioniert, was Ingo seit Monaten vorbereitet hat. Vor zehn Jahren waren er und viele aus dem Team schon beim Europa-Jugendtag dabei. Aber diesmal ist das Team größer, die Technik besser, das Konzept umfangreicher. Als Ingo vom IJT 2019 erfuhr, war für ihn sofort klar: Da will er wieder dabei sein, „weil man den Europa-Jugendtag noch mit ganz tollen Emotionen gespeichert hat, insofern habe ich mich gefreut auf ein Wiedersehen – und viele Leute sehen gar nicht zehn Jahre älter aus“, sagt er und grinst.
Maxwell ist längst wieder weg und Ingo hat sich mit dem Material an seinen Schnittplatz zurückgezogen, als am Nachmittag endlich die Drehpläne für die kommenden Tage stehen. Also nichts wie raus. Ein Kamerateam kümmert sich um den Aufbau in Halle 6, ein anderes läuft auf gut Glück zur Arena, vielleicht kann man ja schon einen Blick hineinwerfen. Ohne die Ordner ist es gar nicht so einfach, den Eingang zu finden. Über eine Tiefgarage – sicher nicht der offizielle Weg – schaffen sie es schließlich und stehen auf dem Rasen. Die Ränge sind leer, aber die Bühne ist voll besetzt: Das Orchester probt für das Pop-Oratorium. Alles ist in bläuliches Licht getaucht, weißes Scheinwerferlicht kreuzt sich im Dunkel. Manchmal leuchten besondere Effekte auf. Für die beiden Kameraleute ein Traum. Noch dürfen sie sich hier völlig frei bewegen, wo in zwei Tagen der Stammapostel auf den Buzzer drückt und den Jugendtag eröffnet – die Kulisse ist grandios.
Unterwegs mit einem Botschafter
Am Donnerstag, dem Ankunftstag, sind alle auf den Beinen. Ein Team empfängt Jugendliche aus Südafrika am Flughafen, ein anderes passt die vollen Züge am Bahnhof ab. Auch an der U-Bahn-Station Messehallen wird gedreht. Und überall jubeln junge Leute in die Kameras, winken, singen, rufen „Here I am!“ – da sind sie alle! Das sind die Bilder der Vorfreude, die Ingo für den Film braucht.
Für die Social-Media-Kanäle des Internationalen Jugendtags begleiten die Teams auch einige IJT-Botschafter. Pascal aus den Niederlanden hat dabei den härtesten Part erwischt. Ein Team will mit ihm die erste IJT-Nacht verbringen: vom Abendprogramm bis zum ins Bett gehen. An der Open-Air-Bühne fängt alles ganz harmlos an. Aber dann findet die Reporterin, dass zu einem gelungenen Abend auch Karaoke gehört. Pascal findet das nicht, aber er lässt sich überreden. Für Karaoke muss man ja nicht singen können – normalerweise. Am Schweizer Stand angekommen sieht er, dass das auf dem IJT anders ist. Die, die da auf der Bühne stehen, können das irgendwie alle. Ob das Teilnehmer von Show YOUR Talent sind, die nochmal proben? Oder macht das vielleicht die Chorerfahrung aus der Gemeinde? Pascal windet sich, was hat er sich da nur aufgehalst! Zusammen mit Botschafter Kevin traut er sich dann doch und singt „Hallelujah“ von Leonard Cohen. Und ja, es ist schief. Aber nach einem wackeligen Anfang beginnt das Publikum mitzusingen und schwenkt sogar die Handytaschenlampen. Dank der Unterstützung geht Pascal am Ende mit einem Lächeln von der Bühne und umarmt Kevin ganz erleichtert.
In den Schlafhallen darf eigentlich nicht gefilmt werden – außer für den offiziellen IJT-Film. Und so gewährt Pascal dem Kamerateam einen exklusiven Einblick in seine Schlafhalle. Als er dort ankommt, schlafen einige wirklich schon, die Decke über den Kopf gezogen, um sich vor dem Hallenlicht abzuschirmen. Wer weiß, wie viele Stunden Anreise sie hinter sich haben. Fragen kann man sie ja gerade nicht. In diesem riesigen Matratzenlager findet Pascal sich erstaunlich gut zurecht und entdeckt schnell seinen Cousin. Die beiden teilen sich für die Dauer des Jugendtags eine Matratze, als wäre schlafen in der Schlafhalle nicht unkomfortabel genug.
Glauben und feiern
Gegen 1.30 Uhr haben Pascal und das Kamerateam Feierabend.
Die Tage beginnen früh, enden spät und die Nächte sind kurz. Manchmal reicht die Zeit nicht, um in die Essenshallen zu gehen. Dann sind die Waffeln vom Inklusionsstand die Rettung. Ingo sitzt viel in seinem Büro. Von allen Seiten bekommt er Videomaterial: von den Übertragungen, den aufgezeichneten Veranstaltungen, von seinen Kamerateams und von einigen Helfern, die er kurzerhand mit Mini-Kameras rausgeschickt hat, damit ihm auch wirklich nichts entgeht. Sein Eindruck: „Das Internationale ist richtig genial. Zu sehen, wie der Glaube zusammenhält. Vor zehn Jahren war es ja ‚nur‘ ein europäischer Jugendtag. Diesmal merkt man, dass es ein wirklicher, echter Weltjugendtag ist.“ Außer den Bildern auf seinen Monitoren bekommt er nicht viel mit, nur das Trommeln und die Angklung-Musik vom Asien-Stand, die immer in die Redaktionsräume schwappt, wenn jemand die Tür aufmacht. Denn die Redaktion liegt direkt oberhalb des Stands, an dem gefühlt von morgens bis abends und von Donnerstag bis Sonntag was los ist.
Nur am Freitag macht Ingo früher Schluss. Da schnappt er sich seine Kamera und ein paar Kollegen und geht selbst raus – „zur Erholung für den Kopf“. Das Ziel: die Party in Halle 5. Und dort rein in die Menge. Es dauert nicht lange, da ist er umringt von Tanzenden. Vor ihm Südafrikaner, hinter ihm Argentinier und Ingo mittendrin, filmend und tanzend.
Es ist Samstagabend, als klar wird, dass die grüne Route Legendenpotenzial hat. Lange nachdem die Veranstaltung #HereThereEverywhere in der Arena zu Ende ist, wird es unter den Fenstern der Redaktion plötzlich wieder laut. Eine Masse von Leuten zieht da Richtung Essenshallen. Gut gelaunt sind sie – aber was rufen sie? „Grü-ne Rou-te!“, und sie klatschen im Takt dazu. Einige Redaktionsmitglieder schauen sich zum ersten Mal die Rückseite ihres IJT-Passes genauer an und sehen, dass die Grüne Route gar nicht ganz darauf passt. Das – und vor allem, wie die Jugendlichen damit umgehen – ist doch eine Geschichte, finden sie. Für den Sonntag wird deshalb schnell umdisponiert: Ein Kamerateam soll zur Grünen
Route, zu den unfreiwilligen Wanderern. Davon könnte auch nach Jahren noch die Rede sein, also muss die Route auf den Film.
Impressionen und Emotionen
Als am Sonntagnachmittag die ganze Technik wieder in den Autos verpackt ist und sich alle voneinander verabschieden, ist Ingos Plan nur an einer Stelle nicht aufgegangen: „dass es doch so viel Stress war. Unser Team hatte nur vier Minuten, wo alle mal zusammen waren – für das Gruppenbild, und das war‘s leider.“ Beim nächsten IJT kann das ja anders werden. Dass es den geben wird, daran hat Ingo keinen Zweifel. „Man kann nur froh sein, wenn man dann noch gesund und munter ist“, witzelt er. „Überleg mal, wenn das wieder zehn Jahre dauert, dann gehe ich auf die 60 zu!“ Aber dann überlegt er selbst und kommt zu dem Schluss, dass er zwei Jugendtage noch locker packt.
Einige Wochen Schnittzeit hat er für die Blu-Ray eingeplant. „Der Zusammenschnitt ist wirklich für jeden interessant, weil niemand alles gesehen hat.“ Und das meint er sehr wörtlich. Bei ihm liegen insgesamt 20 Terrabyte Material. Auch er wird am Ende nicht alles gesehen haben. Das wäre nicht zu schaffen. Aber wenn sein Plan aufgeht, wird der Film den Jugendtag aus den verschiedensten Blickwinkeln abbilden: von der Vorfreude, etwa in Sambia oder bei den Proben, über die Aufregung hinter den Kulissen vor der Eröffnungsveranstaltung bis zum Abschlussgottesdienst am Sonntag.
Ein paar Stunden Arbeit stehen ihm noch bevor. Aber das Ende ist in Sicht: „Wenn die DVD nicht die grüne Route nimmt, sollte sie ab Dezember im Handel sein.“
Text entnommen aus: "Spirit - das junge Magazin für neuapostolische Christen", Ausgabe Nr. 05|19, S. 29 - 31 © Verlag Friedrich Bischoff GmbH, Neu-Isenburg
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