Es gibt drei Einstellungen, die Jugendliche zu diesem Thema vertreten. Erstens: Schlafen in der Halle ist überhaupt keine Frage. Zweitens: Lieber gleich ins Hotelzimmer. Und dann gibt es mich: die Skeptikerin, die trotzdem im Schlafsaal gelandet ist. Wieso eigentlich? Ein Selbsttest.
Während ich das hier schreibe, kommt es mir vor, als würde ich an einer Pro- und Contra-Liste arbeiten und das ohne zu wissen, welche Seite am Ende gewinnt. Gerade ist die Sorge groß, dass die Zahlen für Hallenanmeldungen bei kommenden Jugendtagen wegen dieses Beitrags sinken könnten. Aber nun gut, liebe Schlafhalle, ich bin offen dafür, von dir überzeugt zu werden. Also zeig mir, was du kannst!
Der Komfort
Ich lege mich das erste Mal auf meine Matten – ja, Matten. Zur Sicherheit habe ich zwei mitgenommen. Und trotzdem ist mein erster Gedanke: „Da könnte ich genauso gut auf dem Boden liegen.“ Da ich kein Fan von öffentlichen Duschen bin, versuche ich während des gesamten Jugendtags nur einmal zu duschen – das passiert erst morgen. Deswegen darf ich zu diesem Thema meine Freundin Lena zitieren: „Die Duschen sollte man eher als Nasszellen bezeichnen. Die Anbringung eines einfachen Bretts zur Ablage der trockenen Sachen würde die ganze Dusche um 100 Prozent aufwerten.“
Mehr als eine Unterkunft
Klingt ganz schön hart, aber dann erinnere ich mich an heute Morgen: Da berichtete Lena mir begeistert, wie sie auf der Suche nach einem Föhn tolle Glaubensschwestern kennengelernt hatte. Denn in der Schlafhalle muss man zusammenhalten und knüpft ganz leicht Kontakt zu lieben Menschen. Man teilt sich Deospray, Schminkspiegel und Erfahrungen. So gibt man einander Tipps, wie man sich am besten umziehen kann, ohne dabei den Schlafsack zu verlassen, oder wie man sich auch ganz ohne Waschbecken frisch und hübsch macht. Das ist manchmal wirklich notwendig, denn die Schlange an der Damentoilette ist morgens und abends besonders lang. Aber auch dort kommt man immer wieder ins Gespräch und erlebt, wie nett alle zueinander sind.
In Zeiten von Bluetooth-Boxen und dank netter Helfer an den Powerbank-Stationen gibt es immer wieder spontane Musikeinlagen (Habe ich eigentlich schon erwähnt, wie gut diese Powerbank-Idee war?). Und wenn plötzlich alle gemeinsam zu „We will rock you“ tanzen und stampfen, wird aus dem Schlafplatz eine Partylocation. Immer wieder wird hier geklatscht und gejubelt, weil irgendwo irgendwas Tolles passiert. Und auch, wenn man gerade nicht weiß warum, macht es einfach Spaß.
Aufeinander achthaben
Während der Workshops, Gottesdienste und Mahlzeiten bleibt nicht wirklich Zeit für intensive Gespräche. Aber beim Chillen in der Halle, wenn man fix und fertig auf der Matte liegt, sprudeln plötzlich die Gefühle heraus. Wir teilen unsere Sorgen, geben einander Ratschläge und sind uns einig: „Der IJT ist der ideale Zeitpunkt, loszulassen und das hinter uns zu lassen, was uns bedrückt.“ Immer wieder sehe ich Jugendliche, die sich in den Armen liegen, und spüre, wie wir uns gegenseitig stärken.
Alles, was bleibt
Das Schlafen in der Halle ist also wie das echte Leben: Es ist nicht bequem und es gibt immer wieder etwas zu meckern. Aber es ist auch wirklich (er)lebenswert und steckt voller Glücksmomente.
Deswegen verstehe ich nun endlich auch die schnarchenden Jugendlichen: Sie können nichts für die Lautstärke ihres allnächtlichen Schnarchkonzerts und wollen doch auch einfach nur eine schöne Zeit haben. Wenn ihr zudem genau hinhört, ist die Komposition ihrer Schnarchbeats gar nicht mal so unmusikalisch. Und falls das nicht eurem Musikgeschmack entspricht, könnt ihr dank Kopfhörern ja auch einen anderen Soundtrack zum Einschlafen wählen.
Mein Fazit ist ganz klar: Die Rückenschmerzen sind nächste Woche wieder verschwunden. Von den großartigen Menschen, den tollen Gesprächen und der einzigartigen Klassenfahrt-Atmosphäre werde ich aber noch begeistert berichten, wenn ich schon alt und grau bin.
1. Juni 2019
Text:
Rebekka Siemionek
Fotos:
Oliver Rütten,
Rebekka Siemionek
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