Noch gut ein Jahr, dann beginnt der Internationale Jugendtag 2019. Ein Jahr, das ist viel Zeit für Jugendliche, die bis dahin Abitur machen, einen neuen Job beginnen oder eine WG gründen. Aber es ist wenig Zeit für die Planung eines Groß-Events, das über Tage hinweg mehr als 30.000 Teilnehmer begeistern soll. Die IJT-Planungsgruppen sind längst an der Arbeit, und auch die ersten Jugendgruppen haben bereits losgelegt, damit ihre Projekte pünktlich zum 30. Mai 2019 präsentationsbereit sind.
Mit Großveranstaltungen kennt Amanda sich aus. Die Pforzheimerin arbeitet als Eventmanagerin und hat auch im kirchlichen Umfeld als Jugendbetreuerin schon einige Jugendevents geplant und organisiert. Kein Wunder also, dass Bischof Jörg Vester sie vorschlug, als für die IJT Planungsgruppe Inhalte noch jugendliche Mitglieder gesucht wurden.
Get together
Am 16. November 2017 hat Amanda sich im Büro freigenommen und ist ins hessische Bad Camberg zu einer Sitzung der IJT-Planungsgruppe gefahren. Am Abend fährt die Gruppe zur neuapostolischen Kirche im nahegelgenen Taunusstein. Dort treffen sie Jugendliche, die schon an einem Projekt für den Internationalen Jugendtag 2019 tüfteln, und Schwestern, die gemeinsam mit Apostel Gert Opdenplatz für dessen Arbeitsbereich Konzepte zum bewussteren Zusammenwirken mit weiblichen Gläubigen in den kirchlichen Diensten erarbeiten. Weil sich die meisten noch nie vorher gesehen haben, kommen zunächst alle zu einer Vorstellungsrunde im Kirchenraum zusammen. Nach dem gemeinsamen Gebet erklärt Bischof Ralph Wittich, Vorsitzender der IJT-Planungsgruppe, das ungewöhnliche Zusammentreffen: „Um den Internationalen Jugendtag 2019 so planen zu können, dass er für die Jugendlichen ein unvergessliches, prägendes Erlebnis wird, brauchen wir Informationen darüber, was sich die Jugendlichen vom IJT wünschen. Uns liegen die Ergebnisse der Erwartungsumfrage vor, diese möchten wir heute Abend mit euch konkretisieren.“
Planungsgruppen-Mitglied Apostel Uli Falk erläutert das Anliegen der Gruppe: „Das große Event soll nicht nur einen punktuellen Eindruck hinterlassen, sondern nachhaltig wirken und dazu beitragen, dass Jugendliche sich noch besser und mehr in die Kirche einbringen können.“ Nachdem sich alle kurz vorgestellt haben, verschwinden sie in den beiden Nebenräumen, um an ihrem jeweiligen Projekt weiterzuarbeiten.
Katechismusunterricht mit Fun-Faktor
Im Kinderraum sitzen Anna Caroline, Anke, Benjamin, Jasmin und Vanessa im Kreis. Bischof Wittich und Apostel Falk setzen sich dazu und lassen sich erklären, woran die Fünf seit einigen Monaten arbeiten: Sie wollen den Katechismus für Jugendliche aufbereiten. „Unsere Idee ist ein Produkt von Jugendlichen für Jugendliche, das Glauben greifbar macht und zeigt, dass Glaube Spaß machen kann“, erklärt Benjamin, der als Mitglied der hessischen Arbeitsgruppe Jugend das Projekt leitet. Die fünf Jugendlichen treffen sich seit etwa einem Jahr einmal im Monat. Das Konzept für ihr Projekt steht, an der Umsetzung basteln sie nun gemeinsam. Zunächst haben sie sich gefragt, welches für sie die wichtigsten Elemente des neuapostolischen Glaubens sind, und kamen auf die Glaubensartikel, die Zehn Gebote, das Vaterunser und das Entschlafenen-Wesen. Wie bringt man die Aussagen im Katechismus zu diesen ernsten Themen so rüber, dass Jugendliche etwas damit anfangen können?
Vanessa ist 18, ihr Konfirmanden-Unterricht noch gar nicht so lange her. Trotzdem hat sie vieles, was sie damals gelernt hat, nicht mehr parat: „Klar habe ich die Glaubensartikel mal auswendig gelernt. Aber was bedeuten sie für mich? Was sagt mir der Inhalt?“ Weil sie selbst die Erfahrung gemacht haben, dass viele Aussagen zum Glauben eher theoretisch bleiben und die Verbindung zu ihrem täglichen Leben fehlt, haben die Jugendlichen sich vorgenommen, für andere junge Christen einen praxisnahen Zugang zu diesen Themen zu erarbeiten. Weil Lernen mehrgleisig am besten funktioniert, haben die Fünf für jedes Thema zwei Herangehensweisen entwickelt, je eine rezeptive und eine spielerische. So findet man in ihrer Spielebox unter anderem ein Glaubensartikel-Haudrauf, ein Gebote-Escape-Spiel und ein Bibel-Speed-Dating. Dabei sitzen sich zwei Jugendliche gegenüber, jeder verkörpert eine Gestalt aus der Bibel und muss durch Ja/Nein- Fragen möglichst schnell erraten, welche biblische Figur sich hinter seinem Gegenüber verbirgt.
Das Glaubensartikel-Haudrauf wird den Mitgliedern der Planungsgruppe gleich praktisch vorgestellt: Sie setzen sich mit den Jugendlichen an einen Tisch, Kärtchen werden an die Mitspieler verteilt. Einer zieht eine Karte und liest den Text eines Glaubensartikels vor. Wer den passenden Oberbegriff weiß, nennt ihn. Wenn er den richtigen Begriff nennt, legen die anderen möglichst schnell in der Mitte ihre Hände aufeinander. Wer seine Hand als letzter auf die der anderen legt, bekommt die Karte. Wer zuerst alle Karten losgeworden ist, hat gewonnen. Was nach nettem Zeitvertreib klingt, funktioniert erstaunlich gut, nach ein paar Runden hat man die in einer hinteren Ecke des Gedächtnisses versteckten Glaubensartikel wieder parat.
Profis gesucht
Genug gespielt, jetzt geht es an die Umsetzung: Die Jugendlichen haben die Spiele so konzipiert, dass jeder Interessent sie selbst ausdrucken oder via kostenloser App spielen kann, und Video-Spielanleitungen erstellt. Für die Gestaltung der Spielebox und auch der Videos wünschen sie sich professionelle Unterstützung, ebenso für die theologische Prüfung der Spiele und die Übersetzung in andere Sprachen – schließlich soll das „I“ des IJT nicht nur auf dem Papier stehen. Die Mitglieder der Planungsgruppe sind beeindruckt von so viel Motivation und Erfindergeist und versprechen Unterstützung. Die brauchen die Jugendlichen auch für die Umsetzung ihrer zweiten Idee: das Vaterunser als Poetry-Slam. Eine Jugendliche denkt über die einzelnen Aussagen des Vaterunser nach, in ihr sprechen unterschiedliche innere Stimmen: Eine liest den Text vor, eine kommentiert ihn aus Sicht der neuapostolischen Lehre, die dritte aus Sicht der Jugendlichen.
Dieses Projekt liegt den Jugendlichen besonders am Herzen. „Ich bin nicht der Spiele-Typ“, sagt Vanessa, „aber als Benni mich fragte, ob ich bei einem Glaubens-Poetry Slam mitmachen würde, fand ich die Idee gleich toll, das ist mal was Neues.“ Sich in einer freien Form Gedanken über Glaubensaussagen zu machen, darauf hatten auch Anke und Jasmin Lust. Eins möchten die Mitglieder der Planungsgruppe noch von den fünf Jugendlichen wissen: Was hat sie motiviert, bei dem arbeitsintensiven Projekt mitzumachen? „Ich bin dabei, weil Benni mich persönlich dazu eingeladen hat“, sagt Jasmin. „Vom einem Aufruf auf einer Webseite oder per Flyer hätte ich mich nicht angesprochen gefühlt.“ Vanessa ergänzt: „Ich mache mit, weil mich diese konkrete Aufgabe interessiert.“ Die Erkenntnis, dass anonyme Aufrufe nur begrenzt Erfolg versprechen, die Jugendlichen sich aber von Freunden oder Jugendbetreuern durchaus für ein Projekt begeistern lassen, nehmen die Amtsträger mit in ihre weitere IJT-Planung.
Frauen gefragt
In der Sakristei sitzen Schwestern und Amtsträger ebenfalls im Kreis. Amanda steht am Flipchart und notiert, welche Themen sich die Projektgruppe Frauen für den Internationalen Jugendtag 2019 wünscht. „Wir haben uns in der Planungsgruppe Gedanken darüber gemacht, welche Themen Jugendliche interessieren, in der Neuapostolischen Kirche aber bisher nicht so präsent sind. Deshalb sind wir jetzt hier mit euch zusammen. Ihr habt ja zur Beteiligung von Frauen in der Gemeinde schon einiges erarbeitet, davon können wir sicher profitieren“, erklärt Amanda die Gedanken der Planungsgruppe.
Die Frage des Amts für Frauen wollen sie nicht thematisieren, da sind sich alle einig. „Das ist ein Thema, das der Stammapostel und die Bezirksapostel zu gegebener Zeit aufgreifen werden“, sagt Apostel Opdenplatz. Daneben gibt es aber viele Freiräume für Frauen in der kirchlichen Arbeit, die vielleicht noch nicht in allen Bezirken und Gemeinden genutzt werden. Darüber aufzuklären, was weibliche Jugendliche in der Kirche alles tun und gestalten können, ist den Mitgliedern beider Arbeitsgruppen ein Anliegen.
Was ihr wollt
In die Ideensammlung vertieft, hätten die Projektgruppen-Mitglieder wohl noch lange weiterdiskutiert, doch Lärm und Unruhe im Foyer unterbrechen die Arbeit. Junge Menschen drängen in den Vorraum, vorbei an großen Kisten mit Geschirr, Obst und Wärmebehältern. Zeit für das gemeinsame Abendessen mit Jugendlichen aus den Gemeinden Taunusstein und Bad Schwalbach. Bei Antipasti, Lasagne und Apfelsaft geht es an der langen Tafel in den Gesprächen nun um das Thema, das Bischof Wittich bei der Begrüßung in den Mittelpunkt gestellt hat: Die Jugendlichen erzählen, was sie sich vom Internationalen Jugendtag 2019 erhoffen, welche Inhalte sie sich wünschen und auf welchen Kommunikationswegen sie über den IJT informiert werden möchten. Infos am liebsten per WhatsApp, Andachten, Konzerte, ruhige Ecken zum Chillen werden genannt, aber auch Diskussionen über andere Gottesdienstformen, das Zusammenleben mit einem andersgläubigen Partner, den Umgang mit Homosexualität und neue Ideen für die Jugendarbeit wünschen sich die Jugendlichen. Und die Mitglieder der Planungsgruppe erfahren, dass Jugendliche sich vor allem kurzfristig und spontan für Veranstaltungen entscheiden möchten, eine langfristige Planung vorab kommt für sie eher nicht in Frage.
„Ich habe das Gefühl, dass der IJT noch nicht breitflächig bei den Jugendlichen angekommen ist, für sie ist 2019 noch weit weg“, sagt Amanda. Höchste Zeit, dass sich das ändert, findet die Runde in Taunusstein. Dafür braucht man vor allem Begeisterte, die die Jugendlichen anstecken, wie Hannes, Jugendbetreuer in der Gemeinde Taunusstein: „Ich war damals beim EJT dabei, und es war so ein tolles Erlebnis, dass ich alles tun werde, damit ,meine‘ Jugendlichen das 2019 auch erleben können. Ich wünsche mir, dass sie alle mitkommen“, sagt er. Und man glaubt ihm ohne weiteres, dass er das schafft. Dass das Erlebnis dann auch so toll wird wie versprochen, daran wird jetzt schon intensiv gearbeitet. Denn 2019 kommt im Eiltempo näher – wer mitmachen und dabei sein will, sollte sich nicht mehr zu viel Zeit lassen.
Text entnommen aus: "Spirit - das junge Magazin für neuapostolische Christen", Ausgabe Nr. 01|18, S. 28 - 31 © Verlag Friedrich Bischoff GmbH, Neu-Isenburg (Autorin: Annette Conrad)
Seit März 2017 veröffentlicht die Zeitschrift "Spirit" Neuigkeiten rund um den Internationalen Jugendtag unter der sogenannten Rubrik "IJT-Countdown". Dies ist der fünfte Artikel von insgesamt 12 geplanten Veröffentlichungen.
12. Juli 2018
Text:
Annette Conrad
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